„Beharrlich nachgefragt“: Klasse 10c und Podcast-AG bei Preisverleihung als Gäste dabei
Hugo-Oppenheimer-Preis in Stadtlohn neu vergeben
Die 10c war am Sonntag, den 07.05.2023, mit ihrer Deutschlehrerin Tanja Unewisse zur Preisverleihung des „Hugo Oppenheimer Preises“ durch die SPD-Fraktion in Stadtlohn eingeladen worden.
Zur Vorgeschichte: Einige Schülerinnen und Schüler der 10c hatten bei einem Podcast mitgewirkt, der sich mit dem Unfalltod des jüdischen Kaufmanns Hugo Oppenheimer 1935 in Coesfeld kritisch auseinandersetzte. Dieser stammte ursprünglich aus Stadtlohn und war aufgrund der extremen nationalsozialistisch motivierten Ausschreitungen vor Ort damals nach Coesfeld umgezogen. Bei den Recherchen entdeckte die Klasse, dass die SPD-Fraktion in Stadtlohn einen Preis vergeben hatte, der nach dem Kaufmann Hugo Oppenheimer benannt worden war. Nur zwei mal, im Jahre 1989 und 1993, wurde er an Menschen aus Stadtlohn vergeben, die sich ähnlich wie einst der jüdische Kaufmann für außergewöhnliche soziale Belange eingesetzt hatten. Also fragten die Schüler beharrlich bei der SPD in Stadtlohn nach, warum es den Preis seither nicht mehr gegeben hätte.
Dass also die Veranstaltung am 7. Mai 2023 in Stadtlohn stattfand, ist vornehmlich der 10c der Freiherr-vom-Stein-Realschule zu verdanken, sowie der Podcastgruppe selbst. Ihre Nachfragen hatten die Partei dazu bewogen, den Preis neu zu vergeben, nach genau 30 Jahren, als er letztmals vergeben worden war.
Der „Arbeitskreis Stadtlohner Geschichte 1933-1945“ sollte für ihr ehrenamtliches Engagement und auch in Bezug auf die Verlegung der Stolpersteine geehrt werden. Der Arbeitskreis hatte Kontakte zu Angehörigen der Verfolgten und berichtete ähnlich wie der ehemalige Leiter der Villa ten Hompel, Christoph Spiecker, von der Tiefgründigkeit dieser Erfahrung sowie der politischen Verantwortung, die jeder Mensch als Bürger eines Landes heute zu tragen habe.
Im Vorfeld hatte sich die 10c sich Gedanken darüber gemacht, wen „sie“ für diesen Preis, für den sie ja eine Mitverantwortung tragen, gewählt hätten. Der Arbeitskreis stand ganz oben auf der Liste, es wären aber auch Ehrenamtliche der Tafel oder Engagierte für die Flüchtlingshilfe in Frage gekommen, sagten die Schüler.
So folgten trotz der bevorstehenden Zentralen Prüfungen einige Schüler zusammen mit Tanja Unewisse der Einladung, um an der Preisverleihung an der Herta-Lebenstein-Realschule teilzunehmen. Diesen Ort hatte die SPD gewählt, weil die Namensgebern Herta Lebenstein, selbst als 1941 als 17-jährige deportiert, die Vorgängerschule besucht hatte.
„Ich bin völlig beeindruckt von der ganzen 10c, die sich freien Herzens diesem Thema angenommen hat. Es gab dahinter keine politischen Ziele oder Verzweckungen. Sie haben den Podcast – mitgedacht – und ständig erneuert, bis er das geworden ist, was er wurde. Darüber hinaus haben sie es geschafft, einen seit 30 Jahren vergessenen Preis zu erneuern, denn Preise für freiwilliges soziales Engagement gibt es ja viel zu selten.“ .
Frau Unewisse
Der von der Stadt Coesfeld formulierte Zeitungsartikel zum Podcast der Schüler findet sich unter folgendem Link:
Schüler-Podcast zur Geschichte jüdischer Coesfelder in der ehemaligen Synagoge – Stadt Coesfeld